Die letzte Konkubine - Roman by Lesley Downer Susanne Aeckerle

Die letzte Konkubine - Roman by Lesley Downer Susanne Aeckerle

Autor:Lesley Downer Susanne Aeckerle
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2010-07-19T00:00:00+00:00


II

Die beiden Riesen ließen sich in unförmigen Palankinen befördern, gebaut, um ihren langen Beinen Platz zu bieten, und von jeweils sechs Trägern geschleppt. Ihnen folgten ihre Bediensteten in zwei normalen Palankinen und einer Trägerkolonne mit ihrem Gepäck. Sachi, Taki und Shinzaemon gingen mit ihren Packpferden hinter ihnen her. Ein Teil der Samurai-Eskorte marschierte voraus, der Rest bildete die Nachhut. Menschenmengen schoben sich in die andere Richtung - Samurai-Gefolgsleute aus Daimyo-Haushalten trotteten mit grimmiger Entschlossenheit dahin, Kaufleuten folgten endlose Kolonnen von Trägern mit Körben voller Habseligkeiten, Bettler und bedrohliche, vage militärisch aussehende Männer verbargen ihre Gesichter unter tief herabgezogenen Strohhüten. Doch da sie mit den Ausländern und deren Wachleuten reisten, fühlten sich die drei endlich sicher.

Der nächste Ort war von Menschen überschwemmt. Alles schob und drängte sich durch die Straßen. »Tojin! Tojin! Ausländer! Ausländer!«, schrien sie. Sachi hörte auch andere Rufe: »Dumme Barbaren! Werft die Barbaren raus. Verschwindet!« Sie hoffte, dass die Ausländer die Rufe nicht verstehen konnten. Die Menge glotzte und starrte, schubste sich gegenseitig aus dem Weg, um einen Blick in die Palankine zu erhaschen. Die Samurai schoben sie mit ihren Stäben zur Seite, blafften: »Auf die Knie. Runter!« Niemand beachtete Sachi, Taki und Shinzaemon. Sie waren unsichtbar geworden. Alle waren zu sehr damit beschäftigt, einen Blick auf die Tojin zu erhaschen.

Die Fernstraße schlängelte sich weiter, an einem Fluss entlang, durch Reisfelder, gesäumt von gerade aufblühenden Kirschbäumen, mit verhangenen Bergen, die sich in der Ferne erhoben. Sobald sie den Ort hinter sich gelassen hatten, setzten die Träger die Palankine ab, und die Ausländer stiegen aus, stöhnten und streckten ihre langen Beine. Was für seltsame Wesen sie sind, dachte Sachi. Wie konnten sie sich unwohl fühlen, wenn sie doch in so großen, luxuriösen Palankinen befördert wurden? Anstelle von Sandalen trugen ihre Sandalenträger große, glänzende Stiefel für sie, die nach Tierhäuten rochen. Sie zogen sie mit erleichtertem Seufzen an und gingen zu Fuß weiter.

Sachi, Taki und Shinzaemon blieben auf Abstand. Taki, die immer so furchtlos gewesen war, schienen diese Monster zu ängstigen. Shinzaemon war so viel herumgekommen, dass er solchen Wesen bestimmt schon begegnet war. Zweifellos hasste er sie genauso, wie alle anderen es taten, und hätte sie am liebsten in Stücke gehauen. Aber ihm war auch bewusst, dass Angriffe auf Ausländer nicht nur gegen das Dekret des Kaisers verstießen, sondern auch gegen die Politik seines Lehnsherrn, des Shogun. Egal, was er empfand, er musste den Ausländern gegenüber Zurückhaltung wahren. An seinem finsteren Gesicht und der Haltung seiner Schultern, den auf dem Schwertgriff trommelnden Fingern erkannte Sachi, welche Mühe ihn das kostete. Schlimmer noch, er musste die Demütigung ertragen, als Leibwächter bezeichnet zu werden. Kein Wunder, dass er so verbittert schaute.

Nach einer Weile ließ sich der Strohköpfige zurückfallen.

»Darf ich Sie begleiten?«, fragte er Sachi.

Sachi konnte ein Lachen kaum unterdrücken. Er sah abscheulich aus. Haar spross auf seinem Gesicht, wie die Furcht einflößenden Schnauzbärte auf den Helmen der Samurai. Und der Geruch … Außerdem, die Vorstellung, dass eine Samurai-Frau neben einem Mann ging, der nicht mal zur Familie gehörte (wie es bei Shinzaemon inzwischen praktisch der Fall war), war vollkommen unziemlich.



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